Bei STAFFINGPRENEUR geht es mir vor allem um die Aufklärung und Weiterbildung der Staffingbranche in Bezug auf relevanter Zahlen, Daten und Fakten. Dabei lege ich größten Wert auf eine sachliche Analyse von Markt- und Unternehmenszahlen, ergänzt um Input aus Gesprächen mit Entscheidern im Staffingbereich und unabhängig von Mitgliedschaften oder anderen Befindlichkeiten. 

Vor diesem Hintergrund habe ich mich heute für eine Analyse der beiden Staffingunternehmen PageGroup und SThree in Deutschland entschieden. Ein direkter Vergleich ist schwierig, da SThree eine starke Contracting-Dominanz hat, während MP ein starkes Perm-Geschäft beweist. Auf der Zeitstrecke gesehen ermöglicht der Vergleich allerdings eine interessante Interpretation.  

Umsatz pro Geschäftsbereich

Im Vergleich liefert Contract stabilere Umsätze mit einer höheren Run-Rate-Bewertung. Aus M&A-Sicht ist dies oft 2-3x mal mehr ein Multiplier für ein reines Perm-Unternehmen. Perm ist konjunktursensitiver, kann dafür in Boomphasen schneller wachsen. 

Nach meinen Berechnungen steuert SThree in Deutschland ca. 30 % zum globalen Umsatz bei. Bei der PageGroup in Deutschland sind es ca. 16 %.  

Sowohl SThree (-16 ) als auch die Page Group (-12 %) haben einen Rückgang zu beklagen.  

Beide Firmen haben einen massiven Einbruch beim Betriebsgewinn zu beklagen. Ein weiterer Einbruch in diesem Ausmaß würde beide Firmen in eine Verlustzone führen. SThree schafft es, trotz kleinerer Größe deutlich mehr Gewinn pro Mitarbeiter:in zu erwirtschaften. Damit ist SThree in ersten Halbjahr 2025 13x profitabler als die PageGroup. Im Hinblick auf den stark zurückgehenden Betriebsgewinn stellt das dennoch keinen Ritterschlag dar.  

Diese Zahlen sind nicht immer einfach zu ermitteln, gerade bei den globalen Page-Mitarbeitern lagen mir nur Vergangenheitsdaten vor. PageGroup ist klar größer und global skalierter. Interessant ist die konkrete Zahl von 5-7 % mehr Backoffice-Mit-arbeiter:innen, die ein Contract-orientiertes Unternehmen wie SThree braucht, um die Run-Rate an Contractor-Personen und Temp-Mitarbeiter:innen zu managen. Meine Schätzungen lagen bisher immer bei 5 - 15 % - also nicht so schlecht.  

  

Die Jahresberichte verraten die Fee-Earner-Zahlen auf globaler Ebene. Demnach ist SThree auf globalem Fee-Earner-Level um 13 % produktiver als Page Group.  

Auf Regionsebene DACH wird es dann interessant:

Der Rückblick auf die GP-Entwicklung der vergangenen fünf Jahre zeigt, dass sowohl SThree als auch PageGroup eine vergleichbare Dynamik durchlaufen haben. Zwischen dem ersten Halbjahr 2019 und dem zweiten Halbjahr 2022 war bei beiden Unternehmen ein deutlicher Wachstumstrend zu verzeichnen.

Seit dem ersten Halbjahr 2023 hingegen ist ein rückläufiger Trend erkennbar, der sich bis ins erste Halbjahr 2025 fortsetzt. Das Wachstum bei der PageGroup war in den Jahren nach der Coronapandemie höher als bei SThree, was wahrscheinlich an der Sensitivität von Perm zum Wirtschaftswachstum liegt.

Laut meinen Aufzeichnungen konnte die PageGroup im zweiten Halbjahr 2024 ein stärkeres Wachstum aufzeigen und lag gleichauf mit SThree. In den Halbjahresberichten habe ich Informationen zum „Average Total Headcount“ mit den folgenden Daten gefunden: SThree 737 – minus ca. 12 % und PageGroup 673 – minus ca. 16 %. 

So habe ich kalkuliert: 

Die Zahlen stammen aus den Geschäftsberichten und verschiedenen Internetquellen, sind daher ohne Gewähr. Im Ergebnis erzielt die PageGroup ein um etwa ein Viertel höheres NFI pro Kopf als SThree in der DACH-Region. 

 

Meine Schlussfolgerung aus den gewonnenen Informationen: 

Meine Chartanalyse zeigt uns ein paar wichtige Erkenntnisse. Erstens: Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat beide Unternehmen in einer ähnlichen Weise beeinflusst (Stichpunkt: Staffingbranche hängt vom Wirtschaftswachstum ab). Weiterhin interpretiere ich aus der Analyse folgende Punkte.  

  1. Die Produktivität in Deutschland: 

Hypothese 1: PageGroup hat in Deutschland mit 18 % im Vergleich zu SThree mit 12 % konsequenter und schneller Mitarbeiter:innen freigesetzt. Das erklärt auch die höhere Produktivität pro Kopf. Abzuwarten bleibt, wie sich diese unterschiedliche Personalpolitik auf die weitere Geschäftsentwicklung auswirkt. Ein Follow-Up zu dieser Hypothese macht sicherlich in einem Jahr Sinn. 

Hypothese 2: Die Technologisierungskampagne, initiiert durch Timo Lehne bei SThree, hat in HY1 zu einer vorübergehenden Produktivitätsbremse geführt. Diese Investition in die Zukunft wird sich meiner Erwartung nach innerhalb des nächsten Jahres rechnen, sodass SThree bei der Produktivität wieder deutlich aufholen und möglicherweise sogar die Führung übernehmen wird.  

  1. PageGroup ist größer und skalierter, gewinnt an Breite, SThree punktet in der Tiefe. 

  1. Die Mitarbeiterstruktur ist anders: Im Perm-Bereich herrscht eher das 360°-Modell vor. Im Contract sehen wir eher das 180/180-Modell und ein schlankeres Backoffice. SThree zeigt, wie ein Contract-lastiges Modell Sicherheit gibt, aber in einer Krise mit höheren Fixkosten belastet und daher starrer zu managen ist.  

  1. Bei SThree ist die erste Hälfte des Geschäftsjahres in den letzten drei Jahren immer schwächer ausgefallen als das zweite Halbjahr. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Contract-Projekte zum Dezember auslaufen und diese erst aufgefangen werden müssen? 

  1. Eine Gemeinsamkeit bleibt. Wir haben zwei Marktführer, die auf Augenhöhe agieren. In beiden Unternehmen ist das Contract/Temp-Geschäft unter Druck. Beide haben unter einem Rückgang von -12 % zu leiden. Im Perm-Bereich müssen beide mit einem Rückgang von über -20 % zurechtkommen. Für beide Marktplayer, ebenso wie für viele andere White-Collar-Staffingfirmen ist es kein einfaches Marktumfeld.

    Ich wünsche sowohl Timo Lehne (CEO SThree) als auch Goran Baric (Regional Managing Director PageGroup) viel Erfolg und uns allen ein baldiges nachhaltiges Marktwachstum.  

Dein Thomas André Sola  

Dir gefällt der Newsletter? Hier kannst du ihn direkt teilen:

di