Ich hatte gehofft, dass 2025 noch ein Überraschungsmoment für die Staffingbranche bereithält. Nun ist er da – und zwar in Form eines Deals, der in der Welt der Executive-Search- und Leadership-Advisory-Firmen seinesgleichen sucht. Heidrick & Struggles, einer der traditionsreichsten Namen im globalen Executive-Search-Geschäft, wird privatisiert. Ein Konsortium aus Advent International und Corvex Private Equity erwirbt alle Aktien und nimmt das Unternehmen von der Börse. 

Das ist weit mehr als nur ein Finanzdeal. Es ist ein Symbol dafür, dass sich die Branche der Führungs- und Personalberatung neu erfindet – zwischen Technologie, Private-Equity-Kapital und wachsendem Margendruck. Und es ist ein Weckruf für alle mittelständischen Search- und Advisory-Häuser, die sich fragen: Was bedeutet das für uns? 

Deal-Details

  • Enterprise Value (EV): ca. 1,3 Mrd. $ (inkl. geschätzter Schuldenübernahme von rund 100 Mio. $; Equity Value entspricht ca. 1,2 Mrd. $)

  • Börsenkurs / Angebot: 59 $ je Aktie (All-Cash-Deal) 

  • Börsennotiert: NASDAQ (HSII) 

  • Käufer: Advent International & Corvex Private Equity – unterstützt durch Finanzierung von Deutsche Bank, UBS und Santander 

  • Abschluss: Q1 2026 erwartet 

Das Angebot entspricht einer Prämie von rund 26 % gegenüber dem 90-Tage-Durchschnittskurs. Der Verwaltungsrat hat dem Deal einstimmig zugestimmt. Nach dem Closing wird Heidrick & Struggles nicht länger börsennotiert sein – das Unternehmen geht „private“. 

CEO Tom Monahan bleibt an Bord, ebenso das Management-Team. Mehrere Führungskräfte beteiligen sich über ein Co-Investment-Programm am neuen Eigentümerkonsortium – ein starkes Signal für langfristige Verantwortung. 

Finanzkennzahlen Heidrick & Struggles (FY 2024)

Laut dem letzten geprüften Jahresbericht 2024 lag der Umsatz bei rund 1,14 Mrd. $. Das bereinigte EBITDA wurde mit 145–155 Mio. $ ausgewiesen. 

Kennzahl (FY 2024) 

Wert ($) 

Umsatz 

1.140 Mio. 

EBITDA (adjusted) 

≈ 150 Mio. 

EBITDA-Marge 

ca. 13 % 

Mitarbeiter:innen weltweit 

≈ 2.000 

Regionen 

Nordamerika, EMEA, APAC – über 55 Büros weltweit 

Multiple-Berechnung

Auf Basis eines Enterprise Value von 1,3 Mrd. $ und eines bereinigten EBITDA von 150 Mio. $ ergibt sich ein: 

EV / EBITDA ≈ 8,7× 
EV / Sales ≈ 1,14× 

Damit liegt die Bewertung leicht über dem Branchendurchschnitt klassischer Executive-Search-Firmen (typisch 7–8×), aber unter den Multiples stärker digitalisierter oder Consulting-naher HR-Dienstleister (10–12×). 

Advent und Corvex zahlen also ein moderates Premium, kein Übermaß. Das zeigt: Heidrick gilt als solides, profitables, aber nicht überbewertetes Asset – mit Potenzial, durch Privatisierung und Technologisierung Mehrwert zu schaffen. 

Vergleichswerte – Benchmarks aus der Branche

Unternehmen 

Jahr 

EV/EBITDA 

Kommentar 

Korn Ferry 

2024E 

~ 7,5× 

Börsennotiert – globales Advisory-/Search-Hybridmodell

Heidrick & Struggles 

2025 

8,7× 

Going-Private-Deal 

Russell Reynolds (priv.) 

 

8–9× 

Schätzung basierend auf Partnerstruktur 

Egon Zehnder (priv.) 

 

9–10× 

Premium wegen Partnermodell und Proprietary-IP 

Adecco ↔ AKKA (Akkodis) 

2022 

10,6× 

Engineering & Contracting, hoher Projektanteil 

ASGN ↔ Oxford (H.I.G.) 

2021 

11,2× 

Spezialisierter Tech-Contracting-Case 

Diese Vergleiche zeigen klar: Executive-Search-Modelle liegen stabil im Bereich 7–9× EBITDA, während Contracting- und Projekt-basierte Modelle (Engineering, IT, R&D) mit 9–11× teurer bezahlt werden, wenn Run-Rate und Wiederholbarkeit hoch sind. 

Interpretation: Was dieser Deal wirklich bedeutet

1. Private Equity entdeckt Leadership Advisory als Asset-Klasse 

Mit Advent International und Corvex Private Equity steigen zwei Schwergewichte ein, die sonst in Technologie-, Industrie- oder Healthcare-Transaktionen aktiv sind. Dass sie jetzt in ein People-Business investieren, zeigt: Leadership Advisory und Executive Search werden als skalierbare Asset-Klasse wahrgenommen. 

Heidrick ist nicht länger „nur“ Executive Search, sondern längst eine Plattform für Leadership & Culture Transformation. Dieses Spektrum – von Top-Management-Suche über Interim Executives bis hin zu Organisations-Advisory – ist ideal für Buy-and-Build-Strategien. 

2. Börsenfrei heißt strategisch frei 

Die Entscheidung, sich von der NASDAQ zurückzuziehen, ist mehr als Symbolik. Öffentliche Search-Firmen stehen unter Quartalsdruck – Investoren erwarten konstante Wachstumsraten, obwohl das Geschäft zyklisch ist. 

Privatisierung erlaubt Investitionen in Technologie (Heidrick Digital), Daten und AI-basierte Candidate-Intelligence, ohne sofortige Rendite vorweisen zu müssen. Advent betont explizit, man wolle das „Partner-Ownership-Modell weiterentwickeln“ – eine Rückkehr zu unternehmerischem Denken im Beratungsgeschäft. 

3. Partnerbeteiligung als Kernmechanik 

Ein entscheidendes Element dieses Deals ist das Co-Investment-Programm. Führungskräfte und Partner werden Mit-Investoren – nicht nur Angestellte. Das schafft Bindung, Alignment und unternehmerische Kultur. In der DACH-Region, wo Gesellschaftsformen und Steuerrecht solche Modelle komplizieren können, dürfte das Vorbildwirkung haben. Viele Boutiquen denken derzeit über ähnliche Equity-Pools nach. 

4. M&A-Katalysator für den Sektor 

Der Heidrick-Deal wird Nachahmer finden – wie damals bei Bain Capital und House of HR (2022) oder HeadFirst Group und Impellam (2023), markiert dieser Schritt einen neuen Abschnitt: Konsolidierung und Privatisierung als Wachstumsstrategie. 

Private Equity wird nach vergleichbaren Targets suchen – profitabel, nischenstark, digital kompetent. Gerade in der DACH-Region finden sich viele Executive-Search-Boutiquen mit 5–25 Mio. € NFI, die für Buy-and-Build-Konzepte attraktiv sind.

5. Bewertung – realistisch statt aufgeblasen 

Mit 8,7× EBITDA liegt der Multiple oberhalb der Public Peers, aber weit unter den zweistelligen Bewertungen digitalisierter Consultancies. Advent zahlt kein Übermaß, sondern einen fairen Preis für eine solide Cash-Flow-Plattform. Das Signal an den Markt lautet: Wachstum zählt – aber Profitabilität zuerst. 

Blick über den Tellerrand: Vergleichbare Transaktionen

Adecco × AKKA → Akkodis

Ein klassischer Engineering-Contracting-Case. Adecco übernahm 2022 die AKKA Technologies für rund 2,0 Mrd. € – bewertet mit 10,6× EBITDA. Ziel: Engineering & IT zusammenführen. Das zeigt, wie hoch Investoren planbare Projekt-Run-Rates bewerten.

ASGN verkauft Oxford Global Resources an H.I.G  

Ein Tech-Contracting-Spezialist verkauft 2021 für 525 Mio. $ Multiples ~ 11× EBITDA. Beide Beispiele liegen oberhalb der Heidrick-Bewertung – deutlich zyklischer, aber mit mehr Sichtbarkeit auf Umsatz. Search bleibt profitabel, aber weniger skalierbar. 

Bain Capital übernimmt House of HR

2022 stieg Bain bei House of HR ein – dem europäischen Powerhouse für Temp & Contracting. Dieser Deal war nicht nur finanziell getrieben, sondern strategisch: Buy-and-Build im fragmentierten Recruiting-Markt. Heidrick könnte nun ähnlich als Plattform für Leadership Advisory fungieren. 

Auswirkungen auf die Executive-Search-Branche

Ich beobachte seit Jahren, dass Executive Search an einem Scheideweg steht. Die klassischen 360°-Modelle stoßen an Grenzen. Kunden erwarten Data Intelligence, Speed und globale Netzwerke. Gleichzeitig drücken KI-Tools und Inhouse-Talent-Teams die Margen. 

Der Heidrick-Deal zeigt zwei Wege: 

  1. Transformation von innen – Technologie, Leadership-Advisory, Interim Executives, digitale Assessment-Tools. 

  2. Integration von außen – durch M&A, Private Equity und Kapitalzugang. 

Wer diesen Wandel aktiv gestaltet, gewinnt. Wer wartet, wird überholt. Ich nenne das „Survival of the fittest 2.0“ – nicht mehr über Kosten, sondern über Kompetenz, Technologie und Kultur. 

Relevanz für die DACH-Region

Deutschland, Österreich und die Schweiz sind immer noch hoch fragmentiert. Laut Swiss Staffing und BDU teilen sich über 1.500 registrierte Search-Firmen den Markt. Viele arbeiten profitabel, aber ohne Skaleneffekte. 

Für Investoren und Inhaber ergeben sich jetzt drei Chancen: 

  1. Buy-and-Build: Mehrere mittelgroße Search-Boutiquen können zu regionalen Marken gebündelt werden – ähnlich wie bei InterSearch oder IIC Partners. 
     

  2. Equity Model Adaption: Partner-Beteiligung macht Firmen attraktiver für Mitarbeiter und Käufer. 
     

  3. Digitalisierung & NFI-Transparenz: Investoren achten auf KPIs – Net Fee Income, Contract-Exposure und EBITDA-Conversion. Wer das klar berichten kann, erzielt höhere Multiples. 

Ich sehe in meinen Gesprächen mit Recruiting-Unternehmer:innen in DACH eine neue Offenheit für professionelle Strukturierung. Viele bereiten sich auf Buy-Side- oder Sell-Side-Prozesse vor, um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. 

Makro-Kontext: Warum der Zeitpunkt passt

2025 war ein Jahr der Seitwärtsbewegung – in der Wirtschaft wie in der Staffing-Branche. Das BIP in Deutschland stagniert, der Arbeitsmarkt stabilisiert sich nur langsam. Gleichzeitig fallen Zinsen, PE-Dry Powder ist reichlich vorhanden und die Bewertungen haben sich normalisiert. 

Mit anderen Worten: Der Heidrick-Deal findet in einem Fenster statt, in dem Liquidität und Strategie zusammentreffen. Das macht ihn zum Katalysator für weitere Deals – auch in Europa. 

Fazit: Mehr als nur ein Deal

Der Take-Private-Deal von Heidrick & Struggles ist kein Zufall. Er ist ein strategisches Statement. 
Er sagt: „Executive Search hat Zukunft – aber nicht mehr in alter Form.“ 

Advent und Corvex setzen auf drei Wetten: 

  1. Führung als Werttreiber: Leadership entscheidet über Unternehmenserfolg – und wer die Führungskräfte liefert, besitzt strategischen Zugang.

  2. Digitalisierung als Multiplikator: Heidrick Digital kann die Produktivität und Margen massiv steigern. 
     

  3. Private Governance als Befreiung: Weniger Börsendruck, mehr unternehmerische Flexibilität. 

Für die Branche heißt das: Wir stehen am Anfang eines neuen Kapitels. Executive Search wird professioneller, kapitalintensiver und wettbewerbsfähiger – oder verschwindet in der Nische. 

Ich glaube: 2026 wird das Jahr, in dem wir mehr Private-Equity-Aktivität im Recruiting-Sektor sehen werden als je zuvor. Und wer jetzt seine Hausaufgaben macht, wird Teil dieser Welle sein. 

Dein, 
Thomas André Sola 

💼 Partner Info: HUCAI – Was dies für die DACH-Staffing-Community bedeutet 

1️⃣ Bewertungsorientierung: Deals wie Heidrick setzen neue Benchmarks. Ein 8,5–9× EBITDA-Multiple ist realistisch für reife Search/Advisory-Modelle – nicht für Perm/Temp Generalisten. Erstelle deine eigene Unternehmensbewertung gezielt für Staffing-Firmen auf

2️⃣ Sell-Side Readiness: Inhaber sollten jetzt mit Profitabilität, Reporting und Equity-Strukturen beginnen, um Multiples zu maximieren. 

3️⃣ Buy-Side Chancen: Private Equity oder Strategen suchen in DACH nach skalierbaren Plattformen. Nischenanbieter (Tech, Life Sciences, Legal) mit ≥ 5 Mio. € NFI können attraktive Targets sein. 

4️⃣ Markt-Entry Strategien: Internationale Käufer (UK, Benelux, USA) suchen Marktzugang in DACH – Joint Ventures, MBOs und Add-Ons sind die Modelle der Stunde. 

5️⃣ HUCAI begleitet: Wir bei HUCAI unterstützen Unternehmer und Investoren in genau diesem Umfeld – ob Market Entry, Buy-Side-Screening oder Sell-Side-Mandat. Wir helfen, Chancen zu erkennen, Strukturen zu schaffen und den nächsten Schritt vorzubereiten. 

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