Am meisten macht es mir Spaß, über die Marktlage zu schreiben, wenn diese sich verbessert oder positiv ist. Im letzten Quartal sprach ich von dem „Silberstreif am Horizont“ und schrieb: „Sobald die Wirtschaft zu einer Belebung des Stellenmarkts führt, wird dies zum Ende des zweiten Quartals 2024 erstmal zu spüren sein." Des Weiteren unterstelle ich der Chartdynamik, dass April oft umsatzschwächere Monate sind und die Monate Mai/Juni erfahrungsgemäß besser ausfallen. Dieser Silberstreif hat sich zum prächtigen Sonnenaufgang entwickelt. Der Sommer 2024 verspricht den lang erwarteten Aufschwung in der Staffingbranche. Die Wirtschaft entwickelt sich besser als prognostiziert, und mit etwas Versatz merken wir das auch bei uns in der Branche.
In diesem Bericht weiche ich ausnahmsweise von der üblichen Struktur ab und erläutere kurz meine zwei Key-Indikatoren. Dann berichte ich dir dann von der Präsentation vom GVP. Darin gab es einige interessante Statistiken, die ich beim Edgar-Schröder-Unternehmerforum für dich mitgenommen habe.
Die Lage in der Staffing-Branche
Die Chart-Dynamik des Ifo-Staffing-Index deutet auf eine Erholung der Staffingbranche hin.

Quelle: IFO Index - Personaldienstleister
Die Umsatz- und Beschäftigungserwartungen entwickeln sich positiv und bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau wie im Mai/Juni 2023. Die Stimmung zum aktuellen Geschäftsklima ist zwar noch im negativen Bereich, hat sich aber auch deutlich verbessert. Ich hoffe, dass alle Indikatoren im Juli positiv sein werden.
Eine wichtige Kennzahl für die Festanstellungsvermittlung ist die Entwicklung der Stellenanzeigen in Deutschland. Die lange Plateau-Phase im ersten Quartal scheint anzuhalten. Jedoch erwarte ich eine Zunahme und damit eine Belebung des Perm-Geschäfts zur Mitte des Jahres.

Quelle:
Die Lage in der Arbeitnehmerüberlassung
Ende Mai war ich beim Edgar-Schröder-Unternehmerforum in Fulda. Für diejenigen, die das Format nicht kennen, eine kurze Erklärung: Edgar Schröder ist ein Urgestein in der Zeitarbeit und führt eine Firma, die sich mit Training und Compliance in diesem Bereich beschäftigt. Ich schätze jedes Gespräch mit Edgar sehr, da wir beide eine Leidenschaft für Zahlen, Daten und Fakten teilen. Er steckt tief in der Materie und leistet mit seinen Mitarbeiter:innen hervorragende Arbeit. Ich hoffe, ihn einmal für ein Webseminar bei uns gewinnen zu können.
Das Unternehmerforum fand zum 17. Mal statt und vereint das Who-is-Who der Zeitarbeitsbranche an einem mit vielfältigen Themen gefüllten Tag. Einer der vielen interessanten Vorträge war der von Christian Baumann, Präsident des GVP und CEO der House of HR Germany GmbH. Sein Vortrag trug den Titel „Wir können mehr! Eine Bestandsaufnahme und ein Ausblick“. Ich konnte daraus nicht nur Zitate, sondern auch die Folien gewinnen.
Christian Baumanns Vortrag stellte die Arbeitnehmerüberlassung und Zeitarbeit in Deutschland in den Fokus. Zunächst teilte Christian einen interessanten Konjunkturausblick und die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts.

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Für Christian ist die Phase der Stagnation beendet, die deutsche Wirtschaft stehe vor einer Wachstumsphase. Die Gründe dafür: Der ZEW Konjunkturindex sei zwar für die aktuelle konjunkturelle Lage noch negativ, hat aber eine zunehmend positive Konjunkturerwartung.

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Weitere Indizes deuten auf eine positive Entwicklung hin – etwa die Entwicklung der Kaufkraft in den Privathaushalten, die sich ebenfalls seit Anfang des Jahres zunehmend positiv entwickelt. Und damit den Einzelhandel beflügelt.

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Ein weiterer Indikator, den ich persönlich sehr spannend finde, ist der LKW-Maut-Fahrleistngsindex.

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Dieser Index des Bundesamt für Logistik und Mobilität zeigt alle LKW-Bewegungen auf den deutschen Autobahnen, die mithilfe der Mautgebühr erfasst werden. Seit Anfang 2024 geht auch hier der Trend nach oben. Dies könnte natürlich unterschiedliche Gründe haben. Der naheliegendste Auslöser für den vermehrten LKW-Verkehr ist, dass die Auftragslage im produzierenden Gewerbe zunimmt. So werden Produkte bestellt, die in den heutigen Just-in-Time-Lieferketten zu erhöhtem Verkehrsaufkommen führen.
All diese Entwicklungen sind vorgelagerte Phasen und werden sich erst mit Zeitversatz in unserer Branche materialisieren. Christian Baumann hat klar ausgeführt, dass sich die Arbeitnehmerüberlassungsbranche weiterhin in einer Krise befindet. Das macht sich nicht nur an dem Tiefstand der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung fest.

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Des Weiteren ist die Anzahl der Insolvenzen in der Zeitarbeitsbranche ein besorgniserregender Faktor. Von Januar bis April 2024 wurden bereits 105 Insolvenzen gemeldet. Das ist mehr als eine 50%ige Zunahme zum Vergleichszeitraum 2023, als 68 Unternehmen insolvent wurden. Angetrieben wird diese Entwicklung auch durch die schwächelnde Nachfrage an geringqualifizierten Arbeitskräften (Helfergeschäft, Entgeltgruppe 1). Im Fachkräftesegment verharrt die Nachfrage im Vergleich dazu weiter auf hohem Niveau. Ein gutes Zeichen für uns White-Collar Unternehmen.

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Dass ist positiv für unseren White-Collar-Bereich, denn im Blue-Collar-Geschäft herrscht, wenn auch branchenabhängig, eine Krise.
Überrascht hat mich, dass die Zeitarbeitsbranche die Festanstellungsvermittlung als neuen Fokuspunkt sieht. Der Grund ist freilich, dass sich im Gegensatz zur Zeitarbeit die Festanstellungsvermittlung positiv entwickelt hat. Zu Recht bemerkt Christian, dass die Strukturen im Perm-Geschäft gänzlich anders zu bedienen sind und es nicht langen wird, um das Volumen aus der Zeitarbeit zu decken.

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Ich persönlich nehme davon mit, dass wir im Festanstellungsbereich der White-Collar-Jobs mehr Druck von Zeitarbeitsunternehmen erwarten dürfen, da diese versuchen werden in diese Bereiche zu diversifizieren.
Abschließend fand ich die folgende Tabelle zum Anteil der White-Collar Arbeiter in der Zeitarbeit sehr aufschlussreich. Wir wissen ja, dass seit 2017 viele unserer Mitgliedsunternehmen mit Perm- oder Contracting-Fokus (notgedrungen) Modelle zur Arbeitnehmerüberlassung entwickelt und eingeführt haben. Mittlerweile haben 10% der überlassenen Mitarbeiter:innen eine akademische Ausbildung, Tendenz steigend. Ich schätze, dazu kommen zusätzlich 10-15% Zeitarbeitnehmer:innen, die aufgrund der Qualifikation dem White-Collar-Segment zuzurechnen sind, aber Nicht-Akademier sind. In unseren Interessensbereich bei der Zeitarbeit fallen demnach ca. 25% der 650.000 sozialversicherungspflichtigen und überlassenen temporär Beschäftigten (d.h. ein Volumen von etwas über 150.000 Kandidaten).

Quelle: GVP Vortrag bei ES Unternehmerforum in Fulda
Ich hoffe, dir hat die Perspektive des GVPs gefallen. Ein toller neuer Gesamtverband dem wir viel Erfolg und gutes Gelingen wünschen. Gerade jetzt ist dieser Verband wichtig für die Zukunft der Zeitarbeit in Deutschland.
Juni und Sommer in der Staffingbranche
Das Tief aus dem ersten Quartal 2024 scheint sich zum Ende des Q2 aufzulösen. Alle Zeichen deuten auf ein gutes Geschäftsklima hin. Was bedeutet das nun für uns? Ich denke, wir müssen jetzt alle Ressourcen mobilisieren und angreifen.
Wir alle – ob Führungskraft, Consultant oder Recruiter:in, wir müssen jetzt in den Produktivzustand. Stehe für dein eigenes Budget, aber auch für das deines Teams, Bereiches oder Firma ein und lasse höchste Anstrengungen walten. Wer jetzt nicht Überstunden schiebt und das Maximale herausholt, der hat aus der Krise der letzten 12 Monate wenig gelernt. Im Vertrieb entscheidet die Turn-Around-Time in den meisten Fällen über deinen erfolgreichen "Abschluss" oder einen "Fail". Gehe es sportlich an und zelebriere mit Call-Times/Blöcken, Tageszielen und Vertriebs-Incentives deinen eigenen und den Vertrieb deiner Mitarbeiter:innen. Wenn Du Dir unsicher bist und ein Training brauchst komme gerne auf uns zu.
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