Marktlage – Staffing Deutschland
Die Lage bleibt anspruchsvoll. Kündigungen & Insolvenzen – diese Themen beherrschen den Flurfunk. Der Wind of Change ist für viele Realität. Aber wir sehen ein Licht am Ende des Tunnels. Warum? Das führe ich für dich im Folgenden aus.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland
Die Informationen zu Wirtschaftpolitik, Konjunktur & Beveridge-Kurve habe ich mit Quellen von der „Deutschen Bank Research“ für dich zusammengetragen.
Wirtschaftspolitik: Das nun beschlossene milliardenschwere Fiskalpaket verspricht für die kommenden Jahre eine spürbare Konjunkturspritze. Ob es das Wirtschaftswachstum aber auch nachhaltig stärken kann, wird davon abhängen, ob es zudem mit angebotsorientierten (Abbau Bürokratie, Senkung Steuerung, Flexibilisierung) Reformen unterfüttert wird.
Konjunktur: „Das ifo-Geschäftsklima und der Einkaufsmanagerindex (Composite PMI) haben sich im März mehr oder weniger wie erwartet aufgehellt. Beim PMI überraschte der Teilindex für das Verarbeitende Gewerbe positiv. Vor allem die Bewertung der aktuellen Produktion und die Auftragseingänge legten deutlich zu. Enttäuschend war hingegen die Eintrübung des PMIs für die Dienstleistungen, der nun nur noch knapp über der Expansionsschwelle von 50 Punkten liegt. Negativ überrascht haben auch die GfK-Prognose für das Konsumklima im April sowie die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl im März. Letztere lag mit +26.000 deutlich über dem erwarteten Anstieg um 10.000 Personen. Einschlägige Frühindikatoren signalisieren auch für die kommenden Monate eine weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes.
Die Einzelhandelsumsätze im Februar legten im Vormonatsvergleich kräftiger zu als erwartet. Im Vormonatsvergleich dürften die Konsumentenpreise um gut 0,2% gestiegen sein. Die jährliche Kernrate (ohne Nahrung und Energie) könnte sich auf 2,5% abschwächen, was einem Anstieg im Vormonatsvergleich um 0,45% entsprechen würde. Die am Freitag veröffentlichten Auftragseingangsdaten für den Monat Februar werden zeigen, ob es im Vormonatsvergleich zu einem positiven Rückprall gekommen ist. Die Tarifparteien im Öffentlichen Dienst von Bund und Gemeinden durchgehen gerade ein Schlichtungsverfahren, es bleibt spannend.“
Wachstumsprognosen: „Nachdem nun das Finanzpaket von CDU/CSU und SPD auf dem Weg ist, sind die Wachstumsprognosen für die nächsten Jahre deutlich positiver. Es wird allerdings wohl einige Zeit brauchen, bis der finanzpolitische Rückenwind seine volle Wirkung entfaltet. Da die Konjunktur schwach in das laufende Jahr gestartet ist und zunächst die handelspolitischen Abwärtsrisiken überwiegen, erwarten wir für 2025 nur noch ein Wachstum von 0,3%. Aber schon im Jahr 2026 dürfte sich das Blatt mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5% wenden, gefolgt von 2,0% im Jahr 2027. Wie stark der Wachstumsimpuls tatsächlich ausfällt, wird erheblich von der Zusammensetzung und der zeitlichen Abfolge der Staatsausgaben abhängen.“
Beveridge-Kurve: Oft wird mir die Frage gestellt, ob wir uns in einer zyklischen oder strukturellen Krise befinden. Die beste Antwort darauf, finde ich, ist die Beveridge-Kurve. Diese zeigt den negativen Zusammenhang zwischen Vakanzrate und Arbeitslosenquote, was ein guter Indikator für die Arbeitsmarkteffizienz und damit auch dem Zustand der Wirtschaft ist.

Quelle: Beveridge-Kurve. Ergänzende Ausarbeitungen basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts, Deutsche Bank Research
Die Abbildung zeigt Daten der Deutschen Bank und meine persönlichen Ergänzungen wichtiger Daten aus 02-2025 (Vakanzrate 1,3% / Arbeitslosenquote 6,4%). Damit ist ersichtlich, dass wir uns im März weiterhin in einer zyklischen Krise befinden. Darüber hinaus sehen wir, dass wir uns einer strukturellen Krise annähern, diese aber nicht erreicht haben. Die Chancen für die Trendumkehr in der Beveridge-Kurve bestehen, aber es ist noch ein weiter Weg bis Vakanzraten wieder steigen und die Arbeitslosigkeit fallen wird.
Ausblick:
Die Frühindikatoren deuten nicht auf eine schnelle Erholung hin – geopolitische Risiken und schwache Exportmärkte belasten die Märkte immer noch. Es weht eine steife Brise. Allerdings bringt der Frühling die Veränderung und Föhnluft, und damit hoffentlich die positiven Veränderungen.
Die Lage in der Staffingbranche in Deutschland
Stichwort Lichtblick im Tunnel. Der aktuelle Konjunkturindex der Staffing-Branche lebt vor allem von gestiegenen Erwartungen. Sowohl Umsatz- als auch Geschäftserwartungen ziehen stark an. Das derzeitige Geschäftsklima und die Geschäftslage sind weiterhin auf einen tiefen Niveau, wenn auch leicht steigend.

Quelle: ifo Konjunkturumfragen. Die Zeitreihen beziehen sich auf den Bereich „Personaldienstleistung“ der monatlichen ifo Konjunkturumfrage.
Ich wage es, mich hier aus dem Fenster zu lehnen und stelle die Behauptung auf: Der Januar / Februar waren die schlechtesten Monate in der Staffingbranche und ab jetzt geht es (verhalten) aufwärts. Neue Geschäftszahlen von Staffingfirmen sind noch keine veröffentlicht worden, weshalb diese Sektion dieses Mal kurz ausfällt.
Im letzten Newsletter kam dass Thema Executive Search auf mit der Fragstellung, ob dieses Marktsegment besser als das White- und Blue-Collar Segment performt.
Die Recherche war nicht einfach, aber ich habe einige interessante Einblicke herausgefunden. Zunächst einmal habe ich die großen Executive Search Firmen in Europa eingegrenzt auf die, die mir im Laufe meiner Karriere über den Weg gelaufen sind.
Egon Zehnder
Odgers Berndtson
Amrop
Boyden
Korn Ferry
Stanton Chase
LHC International
Mercuri Urival
Rochus Mummert
Heidrick & Struggles
Das ist nur eine exemplarische Auswahl, da wir uns an die Thematik erst einmal annähern möchten. Im zweiten Schritt habe ich nach konkreten Finanzdaten der Firmen gesucht. Das war ebenfalls nicht einfach, weil es sich mehrheitlich um privat geführte Unternehmen handelt.
Aus den Pressetexten habe ich aber den Eindruck gewonnen, dass die Executive Search Branche auch vor erheblichen Herausforderungen steht. Viele Unternehmen verzeichneten Umsatzrückgänge und eine geringere Nachfrage nach Dienstleistungen im Bereich der Führungskräfterekrutierung. Unterschiedliche Berichte deuten darauf hin, dass der Executive Search Sektor insgesamt im Jahr 2024 einen Abschwung erlebte. Trotz dieser branchenweiten Herausforderungen konnten einige Unternehmen besser als der Markt abschneiden. Besonders hervorzuheben ist Heidrick & Struggles, die ein Umsatzplus von 9% verbuchen und die Anzahl an Vertriebsmitarbeitenden von 414 auf 418 ausbauen konnten. (Quelle: SIA.com).
Glück des Tüchtigen. Die aktuellen Zahlen vom geschätzten Verband «BDU» sind aktuelle veröffentlicht worden. In deren Geschäftsklimabefragung «Personalberatung». Wenn Du diesen Bericht erhalten willst, bitte melde Dich gerne bei Gunnar Belden.

Quelle: BDU.
Es wird deutlich, dass die Personalberatung/Executive Search Branche Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Rest der Branche hat. Eine Gemeinsamkeit ist sicherlich dass die Staffingbranche auf gute Wirtschaftsentwicklung überproportional gut reagiert und auf schlechte Wirtschaftsdaten überproportional schlecht reagiert. Ein Unterschied ist dass der BDU-Geschäftsklimaindex schon wesentlich früher gefallen ist, als dies der Staffing-Index getan hat. Das Peak im BDU Index war Q4-2021 erreicht. Der Staffing-Index hat in 2022 noch solide durchperformt und die Einbrüche gingen ab 2023 los.
Auch geht aus dem BDU-Bericht hervor, dass gerade die grossen Personalberatungen (Top 25), sowohl in der Performance als in der Geschäftserwartung stabiler performen, als die kleinen- und Mittelständischen die auch im Krisenmodus angekommen sind. Dass ist definitiv anders wie im klassischen White-Collar Bereich, wo gerade die grossen recht abgestraft werden, wie Du in den letzten Newslettern lesen konntest. Ich habe selbst 10 Jahre Executive Search gemacht und interpretiere das Kundenverhalten psychologisch so, dass in schwierigen Zeiten bei einem Such-Prozess auf das «vermeintlich» sichere Pferd (grosse Personalberatungen) gesetzt wird.
Meine persönliche Meinung ist, dass Automatisierung in diesem Bereich als letztes greifen wird und gut spezialisierte Executive Search Firmen, und vor allem die grossen, mit Sicherheit noch lange eine Daseinsberechtigung haben werden.
Auch in diesen Fall zeigt sich wieder, Sie sindAuch in demdiesen Fall alsozeigt sich wieder, dass es wichtig ist auf den richtigen Geschäftsbereich zu fokussiert („The Lucky Ones“) und stehen nicht unter so großem Druck, ihr bisheriges“), das bisherige Geschäftsmodell anzupassen (wie die „Hard Working Ones“) oder ihredas Geschäftsmodelle („The Smart Ones“) innovieren zu müssen.
Festanstellung:
Für die Entwicklung im Festanstellungsbereich ist die Anzahl der offenen Stellen, wie sie vom Indeed-Index abgebildet wird, sehr aussagekräftig. Das Plateau der letzten Monaten konnten wir leider nicht halten und die Stellen sind zum Jahresanfang weiter zurück gegangen.
Gute Staffingfirmen sind jetzt noch wertvoller – es braucht klare Kommunikation, realistische Gehaltsrahmen und ein starkes Kundennetzwerk, um die guten Positionen zu erhalten.

Quelle: Indeed -
Der deutsche Arbeitsmarkt startet in Q1-2025 mit einem Ungleichgewicht – das zeigen die aktuellen Daten von Indeed Hiring Lab. Die Jobsuchen steigen kräftig an: Im Januar 2025 lagen sie 34% über dem Vorweihnachtsniveau, aber die Jobangebote blieben schwach: Stellenausschreibungen und damit die Unternehmensaktivität gingen zurück und lagen Ende Januar 14,1 % unter Vorjahresniveau. In Q1 drücken Konjunktur und politische Unsicherheit auf die Wachstumsbremse. Ich gehe davon aus, dass wir im Festanstellungsmarkt eine Trendumkehr in 2025 schaffen.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Stellenanzeigen in einigen ausgewählten Skill-Bereichen.

Quelle:
Auch die bisher stabilen Skills Finance & Engineering haben Ihr Plateau verloren und gehen leicht zurück. Ansonsten sind kaum Veränderungen der in den letzten Newslettern beschriebenen Trends zu beobachten.
Freiberuflichkeit:
Die folgenden Daten stützen sich auf die Datenlage von freelance.de, die meiner Meinung nach richtungsweisenden Charakter besitzt.
Mit 15.200 veröffentlichten Projekten (Stand März) verzeichnen wir erstmals wieder einen leichten Anstieg – konkret ein Plus von 4 % im Vergleich zum Februar 2025. Im Vergleich zum Vorjahr liegen wir allerdings weiterhin im Minus:
• –17 % im Vergleich zu März 2024
• –32 % im Vergleich zu März 2023

Diese Entwicklung lässt sich nochmal nach Projektart unterscheiden:

Neben den IT-Projekten ist die Kategorie „Sonstiges“ inzwischen genauso stark vertreten. Darunter fallen u.a. Administration, Recht, Personalwirtschaft und Bauwesen.
Entwicklung in den einzelnen Kategorien im März:
• IT: 1.600 Projekte (–47 % vs. 2024)
• Ingenieurwesen: 800 Projekte (–33 %)
• Verwaltung: 600 Projekte (–40 %)
• Versicherungen & Finanzen: stabil bei 400 Projekten
• Sonstiges: +46 % auf 1.600 Projekte
Im Koalitionspapier von schwarz-rot ist Freiberuflichkeit aufgeführt. Allerdings nur im Sinne von Positivkriterien (z.B. Rentenpflicht). Wir als Verband stehen für eine klare Schwarz/Weiss-Richtlinie für Freiberuflichkeit und einen planbaren, transparenten Prozess der Prüfung von Scheinselbständigkeit.
Arbeitnehmerüberlassung:
Der GVP hat im März einen Newsletter veröffentlicht, der in 2024 und zum Start des Jahres von einem „Spürbaren Umsatzrückgang bei Personaldienstleistern“ berichtet. Und dass sowohl in der Zeitarbeit als auch in der Personalvermittlung, was dem Bericht zufolge der stärkste Rückgang seit vier Jahren sein soll.
- Der Gesamtumsatz der Personaldienstleistungsbranche lag 2024 um 5,7 % unter dem Vorjahreswert.
- Besonders deutlich war der Einbruch im vierten Quartal mit einem Minus von 7,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Und deutet auf eine negative Trenddynamik für Q1-2025 an.
- Zeitarbeitsunternehmen verzeichneten im Jahresverlauf ein Umsatzminus von 6,1 % (kalenderbereinigt: -6,0 %).
- Personalvermittler meldeten einen Rückgang von 5,3 % (kalenderbereinigt: -5,9 %).
Falls euch im letzten Jahr öfters regionale Zeitarbeitsfirmen in der Personalvermittlung über den Weg gelaufen sind, dann liegt es sicherlich auch an dieser Entwicklung.

Quelle:
Während die Zeitarbeit in den letzten 10 Jahren nicht gewachsen ist, so hat die PV (Personalvermittlung) mit einem Plus von 76,3 % massiv an Bedeutung gewonnen . Und dann wirkt der Rückgang in den Stellenanzeigen zur Festanstellungsvermittlung in 2024 noch als der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Insolvenzen befinden sich auf einem Allzeithoch.
Fazit: Ein herausforderndes Jahr – mit echten Chancen für Sturmerprobte
2025 ist definitiv kein Jahr für schwache Nerven. Die politische Lage bleibt unsicher, wirtschaftlich sehen wir noch keine stabile Erholung, und der deutsche Staffing-Markt wird durch steigende Kosten, strengere Regulierung und eine schwächelnde Nachfrage zusätzlich bedroht. Gleichzeitig erleben wir aber auch: Wer bereit ist, sich anzupassen, effizienter zu arbeiten und echte Beratungsqualität zu liefern, wird gebraucht – mehr denn je.
Es ist ein Jahr, in dem Professionalität, Spezialisierung und operative Exzellenz über Wohl und Wehe entscheiden. Wer seine Hausaufgaben macht – Prozesse optimiert, Mitarbeitende weiterbildet, neue Technologien einsetzt und seine Kunden eng begleitet – wird nicht nur bestehen, sondern gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.
Lass uns den Wind of Change nutzen – und den Kurs aktiv mitgestalten.
Falls Dich eine Sturmbö erwischt, und du „über Bord gehst“, so ist dies kein Grund zu verzagen. Nutze die Chance, dich neu zu orientieren, den Ballast der Vergangenheit über Bord zu werfen und fokussiere dich auf das, was du gerne und erfolgreich machst. Der Rest kommt sicherlich von ganz alleine auf dich zu.
Dein T. Andre