Leider hat sich der im letzten Update beschriebene Silberstreif hinter einer großen Wolkenbank verzogen. Anstatt gutes Wetter zieht die Wirtschaft, der realen Welt nachempfindend, Wetter-Kapriolen vor. Die anfänglich guten Konjunkturdaten konnten sich nicht durchsetzen, es kam zu weiteren Einbrüchen und damit gilt: Wenn die Wirtschaft nicht zieht, dann tut es unsere Staffing-Branche auch nicht. Lass uns dass mal genauer analysieren:
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland
Die konjunkturelle Erholung in Deutschland bleibt weiterhin verhalten. Die jüngsten Eintrübungen der Stimmungsindikatoren sowie Rückgänge bei Auftragseingängen und Produktion weisen auf eine anhaltende Schwäche in der exportorientierten deutschen Industrie hin. Der zuvor hohe Auftragsbestand, der während der Corona-Krise aufgebaut wurde, hat die Produktion lange stabilisiert, ist aber nun weitgehend abgebaut. Gleichzeitig führen rückläufige Auftragseingänge, besonders aus dem Ausland, zu einer weiteren Belastung.
Im privaten Verbrauch zeigen sich ebenfalls schwächere Stimmungsindikatoren wie der GfK-Konsumklimaindex und das HDE-Konsumbarometer. Die globale Industrieproduktion erholt sich nur langsam. Frühindikatoren wie der S&P Global Stimmungsindikator deuten auf eine verhaltene Expansion hin. Der Welthandel stabilisiert sich ebenfalls weiter, mit einem saisonbereinigten Anstieg um 1,5 % im April gegenüber dem Vormonat. Der Containerumschlag-Index stieg im Mai leicht an, was auf eine Belebung des weltweiten Warenhandels hindeutet.
Der Arbeitsmarkt bleibt von der schwachen Konjunkturdynamik geprägt. Die registrierte Arbeitslosigkeit stieg im Juni, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zunahm. Frühindikatoren wie das ifo Beschäftigungsbarometer deuten auf eine leicht abnehmende Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hin.
Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Erholung in Deutschland herausfordernd, mit gemischten Signalen aus verschiedenen Sektoren. Es bedarf weiterhin gezielter Maßnahmen, um das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher zu stärken und die Wirtschaft nachhaltig zu beleben. Die Bundesregierung hat kürzlich einen Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025 und einen Finanzplan bis 2028 vorgelegt. Mit einer umfassenden Wachstumsinitiative, die stärkere Arbeitsanreize, Investitionsförderung und steuerliche Entlastungen umfasst, soll das Vertrauen in die Wirtschaft gestärkt werden. Dies könnte die Perspektiven für eine wirtschaftliche Belebung in der zweiten Jahreshälfte verbessern.
Die Lage in der Staffing-Branche
Der Gesamtwirtschaft folgend und wie immer mit Zeitversatz, dreht sich der zuletzt beobachtete positive Trend im Mai, in der Staffingbranche nun in Zurückhaltung.

Quelle: Zahlen zu Personaldienstleistung in den Info Konjunkturperspektiven
Das Geschäftsklima (blau) ist verhalten. Die aktuelle Geschäftslage (orange) ist eindeutig negativ, da gibt es wenig dran zu deuten. Obschon wir bisher im White-Collar-Bereich uns noch immer absetzen konnten, ist die Geschäftslage in Q2 bei allen großen Staffingfirmen (sei es White- oder Blue-Collar) – im Year-on-Year-Vergleich eingetrübt. Das wird an den Quartalszahlen der großen Staffingfirmen, die ich zusammengetragen habe, sehr deutlich. Das Sorgenkind im White-Collar-Bereich ist definitiv Technology & Life Science, während Engineering (v.a. Energy) vorne wegzieht.

Quelle: Quartalsberichte der Staffingfirmen, eigen erstellte Tabelle
Die Quartalsberichte sprechen von Einsparungen bei direkten und indirekten Kosten. Wir wissen, was das bedeutet! Weitere Stelleneinsparungen bzw. Abbau und Einsparungen im Bereich IT & Backoffice.
Die Geschäftserwartungen (grau) haben ein 6-Monats-Hoch erreicht und damit den Sprung in den neutralen Bereich geschafft. Viele Geschäftsführer glauben also auch noch, zusammen mit mir, an den Silberstreif am Horizont und dass sich das Geschäft in den nächsten 6 Monaten positiv entwickeln wird. Ich hoffe auch weiter darauf!
Die Beschäftigungserwartung (grün), also Einstellungen/Ausstellungen/Personalbestand zeigt weiterhin eine rückläufige Entwicklung und ist negativ. Die Umsatzerwartungen (gelb) verharren erstaunlicherweise immer noch in einem leicht positiven Bereich. Das deutet für mich darauf hin, dass viele Geschäftsführer durch Geschäftsfeldanalysen Ausweichfelder gefunden haben und jetzt dort neue Akzente setzen.
Ergänzend dazu füge ich dir den Stellenanzeigenreport vom 29.07. von Indeed zu. Dieser zeigt eine Abnahme der Jobpostings in Deutschland. Interessant ist die Zahl -16,1%. Das ist der Rückgang der veröffentlichten Stellenanzeigen im Jahresvergleich. Die Zahl entspricht etwa dem Durchschnitt der GP's aus der Tabelle oben. Es ist vielleicht Zufall. Aber ich finde, die Anzahl der geposteten Stellen ist immer ein guter Indikator für die Entwicklung in der Staffingbranche.

Quelle: Indeed -
Aus der folgenden Grafik wird deutlich, wie sich die Anzeigen für Softwareentwicklung und Information Design weiterhin nach unten bewegen. Im Engineering sehen wir hingegen ein starkes Niveau, bzw. können sich die Stellenanzeigen hier auf einem guten Sockel halten.

Quelle:
Juli & Q2 in der Staffingbranche
Das Tief im ersten Halbjahr 2024 hat sich leider nicht aufgelöst, sondern wurde nochmal durch eine zusätzliche Tief-Wetter-Front verstärkt. Den betroffenen Unternehmen stehen weiter unangenehme Kostendiskussionen bevor. Falls Du davon betroffen bist, wünsche ich viel Kraft und gute Entscheidungen.
Allerdings spreche ich mit vielen Mitgliedsunternehmen, die nichts Negatives berichten können. Im Gegenteil, sie berichten von vollen Auftragsbüchern. Diese Unternehmen sind es jetzt, die Akzente setzen und weitere Marktanteile erobern können. Sei es durch eine gekonnte Kundenakquise oder durch Anwerbung eines exzellenten Consultants, der sonst nie gewechselt hätte.
Nach dem Regen scheint bekanntlich auch immer die Sonne. So ist das, und wir sind ja alle zusammen erfahren im "Recruitment-Rollercoaster". Jetzt braucht es Resilienz, um weiterzukommen. Und dazu gehört, die Sommerferien genießen zu können und neue Kraft zu sammeln. Und das wünsche ich dir.