Dieses Jahr war ein Rollercoaster – und zum Ende sind wir unten angekommen. Alle positive Frühindikatoren in 2024 hatten sich im Spätherbst wieder ins Negative gedreht. Der positive Oktober ist verpufft und dann kommt das Fiasko auf bundespolitischer Ebene. Anstatt zusammenzustehen und den Karren aus dem Dreck zu ziehen, zerlegen wir uns auf politischer Ebene. Und das anscheinend von langer Hand geplant.
Wenn wir so weiter machen, dann wird sich der anhaltende konjunkturelle Abschwung eventuell doch noch in eine hausgemachte strukturelle Krise wandeln. Die positive Nachricht ist, dass ich viele Mitgliedsfirmen sehe, denen es hervorragend geht, entweder weil
sie im richtigen Skill bzw. Branche sind („the lucky ones“), oder
ihr bisheriges Geschäftsmodell schon angepasst haben („the hard working ones“) oder
auf komplett neuartige Geschäftsmodelle setzen („the smart ones“).
Allen, die sich keiner der drei Kategorien zuordnen können, empfehle ich sich über das Jahresende Gedanken zu machen, wie die Reise in 2025 weitergehen soll. Komm gerne auf mich zu, wenn du Input brauchst.
Ich kann nicht sagen, wann genau, aber 2025 wird es in der Wirtschaft und dann im Staffing wieder bergauf gehen. Es lohnt sich also ein genauer Blick auf die Wirtschaft.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland
Die wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland sind gravierend: Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) prognostiziert für 2024 einen leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 % bis 0,2 % - ein alarmierendes Signal für die strukturellen Schwächen der deutschen Wirtschaft.
Die Detaildaten für Q4-2024 sehen wie folgt aus: „Die jüngsten Daten für das GfK-Konsumklima fielen enttäuschend schwach aus. Die Verbraucher wollen vorerst wieder mehr sparen, die Konjunktur- und Einkommenserwartungen haben sich eingetrübt. Diese Erwartungen werden bisher noch nicht von den harten Daten bestätigt. Zuletzt hatten die Reallöhne in Q3 um 2,9% gg. Vj. zulegen können, dank schwächerer Verbraucherpreisinflation und 4,9% Nominallohnwachstum. Auch in Q4 entwickeln sich die Reallöhne bislang positiv. Im November ist die Verbraucherpreisinflation laut Erstmeldung um 0,2% gg. Vm. zurückgegangen. Die jährliche Rate zog etwas weniger an als erwartet auf 2,2%. Deren leichter Anstieg ist vor allem auf schwächer dämpfende Basiseffekte im Bereich Energie zurückzuführen. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) zog ebenfalls leicht an auf 3,0% gegenüber Vorjahr. Die Dienstleistungsinflation verharrte bei 4,0%. Die schwache Konjunktur ist auch schon seit einiger Zeit am Arbeitsmarkt spürbar. Die Situation wird durch steigende Arbeitslosenzahlen verschärft, die von 5,7% 2023 auf voraussichtlich 6,0% 2024 zunehmen werden. Der saisonal übliche Rückgang der Arbeitslosigkeit fiel im November mit 17.000 Personen vergleichsweise gering aus. Die Arbeitslosenzahl ging auf rund 2,77 Mio. zurück, lag damit aber 168.000 über dem Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,9%. Beim Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist nach dem starken September allerdings ein negativer Rückprall nicht unwahrscheinlich.“
Quelle: DB-Research
2025: Die Faktoren die wir im nächsten Jahr beachten müssen sind. Wirtschaftswachstum, Arbeitslosenquote & Vakanzraten, wobei die letzten beiden stark durch das Gleichgewicht zwischen Fachkräftemangel/Demografischer Wandel & AI-Indizierter Produktivitätsanstieg beeinflusst werden.
Für das kommende Jahr wird ein leichtes Wachstum von 0,5% erwartet. Einiges deutet darauf hin, dass sich das Fenster für eine konsumgetriebene Erholung langsam schließt. Während sich die Kaufkraft der deutschen Haushalte weiter erholt, könnten nun Arbeitsplatzsorgen das Verbrauchervertrauen zusehends dämpfen. Auch die drohende Verschärfung des globalen Zollregimes stellt ein Abwärtsrisiko dar. Spürbar expansive Impulse von der Fiskalpolitik dürften mindestens bis 2026 auf sich warten lassen. Dann erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von 1,0%. Die spannende Frage ist, und dazu gibt es keine mir bekannten Studien, wie stark die AI-indizierten Produktivitätsanstiege den Herausforderungen des demografischen Wandels entgegenwirken.
Im Moment bleibt der Fachkräftemangel trotz der konjunkturellen Abkühlung auf besorgniserregendem Niveau: Der aktuelle MINT-Herbstreport 2024 beziffert die Arbeitskräftelücke allein in den MINT-Berufen – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – auf 209.200 fehlende Fachkräfte. Expert:innen warnen, dass diese Lücke in den kommenden Jahren sogar noch weiter wachsen könnte. Also mittel- bis langfristig scheinen wir in der Staffingbranche perfekt positioniert zu sein, um diese Lücke zu schliessen. Es gibt also auch Gründe, positiv in 2025 zu blicken.
Die vierte und unbekannte Variable für 2025 meines Erachtens die ist Politik. Denn für Privatpersonen als auch Wirtschaft ist Unsicherheit schlecht, es hemmt Investitionen zu tätigen und den Fortschritt. Wie der GVP berichtet, ist der Barometer für wirtschaftspolitische Unsicherheit in Deutschland auf einem Allzeithoch, und wir blicken politisch in ein sehr unsicheres Jahr, in dem die Populisten starke Zugewinne erhalten werden. Mir gefällt diese Statistik sehr gut, den diese reflektiert auch die Stimmung in Deutschland, wie ich Sie in den letzten Jahren wahr nehme.

Quelle: GBP
Was Populisten in starken Demokratien anrichten können, sehen wir gerade in Südkorea. Ich wünsche uns, dass wir ähnliche Entwicklungen in Deutschland nicht erleben müssen. Es hätte negative Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort und auf unsere Branche.
Die Lage in der Staffingbranche in Deutschland
Die Gesamtwirtschaft tritt auf der Stelle, und die Staffingbranche bekommt daher wenig positive Impulse. Die Trendumkehr im Oktober ist wieder eingebrochen und Geschäftslage, Geschäftsklima als auch Geschäftserwartungen bleiben auf dem negativen Niveau hängen. Einzig die Umsatzerwartungen ziehen an. Meines Erachtens, und der Trenddynamik folgend, ist das der Ausblick auf das Weihnachtsgeschäft. Im Dezember wird das weiterhin positiv sein, zum Januar dann vss. auch einbrechen, wie es in den Jahren davor auch passiert ist.

Quelle: ifo Konjunkturumfragen. Die Zeitreihen beziehen sich auf den Bereich „Personaldienstleistung“ der monatlichen ifo Konjunkturumfrage.
2024 war unterschiedlich je nach Vertragsart Und dieses Bild wird sich auch in 2025 fortsetzen.
Arbeitnehmerüberlassung:
Meines Erachtens befindet sich die Arbeitnehmerüberlassung weiterhin in der Krise. Die Umsatzentwicklung in der Vertragsart ist weiter negativ. Die Anzahl der extern Beschäftigten ist weiterhin stärker rückläufig. Das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld stellt damit auch für diese Vertragsart die zentrale Herausforderung dar. Aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche plant rund jedes fünfte Unternehmen mit einem Abbau von internem Personal. Bevor das passiert wird das externe Personal abgebaut. Die Arbeitnehmerüberlassung legt im Handel traditionell einen Jahresendspurt hin. Aber für 2025 wird das Wohl dieser Vertragsart stark davon abhängen, ob die Exporte, Wirtschaft und das Bruttosozialprodukt wieder wachen. Sollte das nicht der Fall sein, wird vielen Firmen in der Arbeitnehmerüberlassung die Luft ausgehen und wir werden mehr Insolvenzen sehen.
Festanstellung:
Für den Festanstellungsbereich hat die Anzahl der offenen Stellen, die von Indeed-Index abgebildet wird, eine gute Aussagekraft. Ich habe mal eine andere Grafikeinstellung gewählt, welche zeigt, dass der Oktober den vorläufigen Tiefpunkt erlebt hat. Der Festanstellungsmarkt hat zwar gelitten, und zusammen mit Contracting immer noch am besten abgeschnitten.

Quelle:
Ich persönlich sehe den Festanstellungsmarkt mittel- bis langfristig in einem prächtigen Umfeld, Fachkräftemangel sei Dank. Im letzten Newsletter habe ich anhand des Index-Stellenindexes die performanten Skills und die Skills die unter Druck sind, aufgeführt. Nochmal zur Erinnerung:
Schlusslicht:
Software Development
Marketing
IT-Development
Sales
Legals
HR
Performer:
Civil-Engineering
Electrical Engineering
Industrial Engineering
Management
Dieser Trend scheint stabil zu sein, d.h. keine großen Veränderungen sind für 2025 zu erwarten. Bzw. der externe Trend KI/Automatisierung wird sich weiterhin verstärken und auf unterschiedliche Skills, unterschiedlich Druck ausüben. Softwareentwicklung und Marketing sind die ersten, die betroffen waren. Der Druck auf die anderen Bereiche wird sich verstärken. Du musst dein Portfolio für 2025 unbedingt krisenfest machen. Wenn dein Skill unter Druck steht, dann musst du aktiv über eine Spezialisierung/Diversifizierung nachdenken.
Freiberuflichkeit:
Laut freelance.de haben seit Jahresbeginn 61.900 neue Projekte auf freelance.de ausgeschrieben. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres (Stichtagsvergleich) waren es schon 74.300 Projekte (Differenz von -16,7 Prozent).

Quelle:
Interessant ist die Gesamtanzahl der Projekte auf die Bereiche IT, ENGINEERING, MANAGEMENT und SONSTIGE aufgeteilt.

Quelle:
Der drastischste Rückgang an freiberuflichen Projektanfragen ist prozentuell auch im IT-Bereich zu vermerken, während der Engineering-Bereich am stabilsten performt. Das Bild wird sich in 2025 verfestigen.
Schusslicht:
1.) IT
2.) Sonstige
Performer:
1.) Engineering
2.) Management
Jahresende und Ausblick
Das Jahr 2024 war eine Herausforderung. Aber wir wachsen an Herausforderungen, deshalb wünsche ich dir, dass du die Learnings mit ins Jahr 2025 nimmst. Bleib agil, beschäftige dich mit den Zukunftstechnologien und wie diese in deinem Unternehmen umgesetzt werden können. Die Aussagen wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ sind nicht mehr haltbar. Ich bin froh, dass wir im White-Collar Markt aktiv sind, weil hier die Auswirkungen wesentlich schwacher zu spüren sind. Der Langfristtrend Fachkräftemangel ist auf unserer Seite, das Thema KI/AI findet im Moment stark im transaktionellen Recruitment (blue-collar) Anwendung.
Ich bleibe beim «Survive till `25». Insofern die Politik nicht komplett verrücktspielt und wir uns auf unsere Stärken fokussieren, wird 2025 das Ende der Durstrecke einläuten. Wir dürfen nicht vergessen dass Deutschland die dritt grösste Volkswirtschaft der Welt ist, mit einem unheimlichen Potential.